Niemand würde folgende Fakten bestreiten: Nicht jeder Fußballfan spielt wie Klose. Nicht jeder Musikliebhaber singt wie Aretha Franklin. Nicht jeder Museumsbesucher malt wie da Vinci. Doch viele unterliegen dem Irrtum, jeder Leser sei auch ein guter Schreiber.
Und so flattern sie in unseren elektronischen Briefkasten. Begegnen uns auf Websites. Oder überraschen in den Schreiben unserer Versicherung: Die kleinen Grausamkeiten, die niemand unterbindet.
Taxi-Unternehmen:
„Willkommen auf der Internetpräsens von…“
(Wie sieht wohl das Internetperfekt aus?)
Internationales IT-Unternehmen:
„Wählen Sie Ihre SubCategory.“
(Ich hätte jetzt viel lieber ein SubWay-Sandwich. Es erinnert mich immer an einen verträumten Tag in einer amerikanischen Geisterstadt.)
Marketing-Agentur, die viele namhafte Kunden betreut:
„Social Branding steigert das Markeninvolvement und schafft damit Business Impact.“
(Da spielt wohl jemand sehr häufig Bullshit Bingo. Auf zur Meisterschaft!)
IT-Unternehmen:
„Sie sind in der Lage, Kulturfelder auf Regelebene besprechbar zu machen und daraus – mit auf die Zielkultur – Aktivitäten und Maßnahmen ableiten.“
(Mein Deutsch ist doch nicht so gut wie ich dachte.)
Anbieter von Sportartikeln:
„Bequem, wie ein T-Shirt. Stylish, wie Fashion.“
(Überzeugt. Das Ding brauche ich unbedingt.)
Internationaler Dienstleister, der u.a. einen Übersetzungsservice anbietet:
„Anleitung für unser Übersetzungsservice“
(Ob der so gut ist, wie der Text auf der Website?)
Beratungsunternehmen:
„Wir identifizieren unnötige Komplexität und schaffen dadurch die Grundlage für Einfachheit, Schnelligkeit und Höchstleistung in der gesamten Organisation.“
(Überraschend: Dass schon alleine durch den Hinweis auf Missstände, diese behoben werden können. Diese Methode sollte man sich patentieren lassen.)
In einer Zeit, in der „Inhalte“ den Großteil einer jeden Beschwörungformel ausmachen und Content Marketing in den Himmel gelobt wird, sollte man solche Sätze sammeln.
Ich fordere Sie also auf:
Senden Sie jeden Schnipsel ein, der Sie erheitert, verärgert oder überrascht. Gemeinsam halten wir dieser widersprüchlichen Gesellschaft einen Spiegel vor. Oder unterhalten uns einfach nur prächtig.
Ein Gedanke zu „Wie man schreibt, so wird man gelesen“