Es ist Dezember. Wolken hängen bleischwer am Himmel und die Frage, ob man besser einen Regenschirm mitnimmt, wenn man das Haus verlässt, ist allgegenwärtig. Da aber der Kühlschrank leer und die letzte Toilettenrolle bald verbraucht ist, nutzt alles nichts und ich mache mich – ohne Regenschirm – auf den Weg zum nächstgelegenen Supermarkt. Ich komme sogar trocken dort an und meine Laune steigt.
Leider schnappt sich der Mann vor mir das letzte Einkaufskörbchen und da ich für meine Einkäufe sicher keinen Wagen brauche, bewege ich mich erst mal Richtung Kasse, hinter welcher ich schon von weitem die gestapelten Körbe sehe. Ich sage freundlich „Hallo“ und lege mein nettestes Lächeln auf, da ich gleich merke: Die Dame an der Kasse ist im Stress. Aber auch ein vorsichtiges „Ähm … Entschuldigung … könnten Sie mir vielleicht so ein Körbchen reichen“ hilft nicht, um Aufmerksamkeit zu erlangen und so laufe ich erst mal eine große Runde durch den gesamten Supermarkt und hole mir eben selbst ein Körbchen. Kein Problem. Jetzt kann’s also losgehen.
Gleich vorn am Gemüseregal merke ich, dass die Erdanziehungskraft plötzlich stark zugenommen hat – oder warum fällt mir das Laufen so schwer? Ah, nein, es ist offensichtlich nur eine klebrige Substanz, die sich vor dem Regal auf dem Boden verteilt hat. Okay, nicht schlimm, kann ja mal passieren. Ich möchte Bioprodukte kaufen (logisch) und muss feststellen, dass sich mit diesem Wunsch meine Auswahl sogleich stark reduziert. Aber ich bin ja flexibel und wenn’s heute mal keine Bio-Gurken gibt, nehme ich eben etwas anderes. Leider muss ich erkennen, dass auch bei den Tomaten kein Päckchen mehr dabei ist, was ich käuflich erwerben will. Und ich betone an dieser Stelle, dass ich keine PERFEKTE Optik der Produkte erwarte, aber dennoch nicht das Gefühl haben möchte, dass kürzlich ein Panzer darüber gefahren ist. So langsam beschleicht mich eine Ahnung, was das ist, was da so an meinen Schuhen klebt. Ich entscheide mich für Paprika und setze meinen Einkauf fort.
Aha. Offenbar wurde mein Lieblings-Joghurt aus dem Sortiment genommen. Probiere ich eben was Neues – ich bin ja flexibel! Die Brötchen (aus dem Backautomaten) sind fast leer und sehen so hart und trocken aus, als könne man einen Einbrecher damit erschlagen. Leider hat niemand den Backautomaten aufgefüllt, aber so gehe ich eben anschließend zum Bio-Bäcker um die Ecke, das ist ja ohnehin viel gesünder. Apropos: Kaum habe ich mich daran gewöhnt, am Boden festzukleben, wird’s auch schon rutschig und ich hätte mich um ein Haar auf den Hosenboden gesetzt. Hat wohl jemand eine Packung Milch fallen lassen.
Nachdem ich mich also von diesem Schreck erholt habe, setze ich meinen Einkauf fort und stelle mich an der Kasse an. Dort beobachte ich ein Szenario, was mich irgendwie an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erinnert. Die Waren werden mechanisch über den Scanner gezogen, der Preis genannt, die Frage „Kassenzettel?“ in den Raum geworfen und anschließend wird jeder Kunde mit „Vielen Dank für Ihren Einkauf“ verabschiedet – ohne dass er angesehen oder gar angelächelt wird. Die nächsten Waren wandern bereits über den Scanner und die Szene wiederholt sich. Ist ja nicht so, dass ich die Superlaune in Person erwarte (schließlich ist der Job bestimmt anstrengend und die Kunden sind auch nicht immer freundlich), aber auf so ein mechanisch aufgesagtes „Danke“ kann ich wirklich verzichten. Okay klar, es wurde ihr so beigebracht. Sie MUSS das sagen. Die Frage ist allerdings, WIE hier geschult wurde – etwa mit Hilfe einer PowerPoint Präsentation, in der Personen durch Smileys dargestellt werden und man die gezeigte Situation „nachmachen“ muss? Hat niemand die psychologisch erwiesene Erkenntnis mit einbezogen die besagt, dass freundlicher Umgang mit anderen auch die eigene Laune hebt? Und hilft diese gelernte Abschiedsfloskel tatsächlich, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen? Ich stelle mal eine ganz gewagte These auf und behaupte: NEIN. Definitiv nicht.
Ich möchte mehr Bio-Produkte und ich verlange einwandfreie Ware, ich freue mich über aufgeräumte Regale, saubere Böden und über Produktvielfalt. Auf ein Dankeschön für meinen Einkauf kann ich locker verzichten. Ein kurzes freundliches Lächeln würde mir voll und ganz genügen.
Aber wie sagte ein Freund mal so schön zu mir? „Wir sind alle nur zum Üben hier.“
Na, da bin ich aber froh und vielleicht wird ja tatsächlich alles „jeden Tag ein bisschen besser.“!
Ein Gedanke zu „Vielen Dank für Ihren Einkauf!“