Die virtuelle Macht ist allgegenwärtig. Ihr Einfluss nimmt jeden Tag zu. Es ist kaum möglich, ihr zu widerstehen. Unsere Daten schweben auf Wolken (The Cloud). Wir selbst können jede Bewegung in Echtzeit an andere weiter geben (Facebook, Twitter, Google+). Die „digital Natives“ (Menschen, die nicht wissen wie das Räuspern einer Schallplatte klingt, die sich noch nie in einem Telefonkabel verfangen haben), können sich eine Welt unter anderer Regentschaft noch nicht einmal mehr vorstellen. Technologie, der präzise konstruierte Greifarm der virtuellen Macht, ist für diese jungen Menschen nichts weiter, als ein neuer Körperteil. Immer da, immer an. (Das „Berkman Center for Internet & Society“ an der Harvard Universität widmet sich dieser faszinierenden Generation und informiert ausführlich auf seiner englischsprachigen Website.)
Die meisten Tipps, Tricks und News, die der interessierte Marketingverantwortliche heutzutage liest oder hört, beschäftigen sich mit der virtuellen Welt. Weil sie neu ist. Weil über sie noch nicht alles geschrieben wurde. Weil sie den Wandel darstellt, in dem wir uns befinden. Bedenkt man, wie lange wir von der Echse bis zum aufrechten Gang gebraucht haben, muss man neidlos anerkennen, dass die virtuelle Macht einen wahnsinnig schnellen Siegeszug verzeichnen konnte.
Etwas ist allerdings gleich geblieben. Der Mensch verfügt immer noch über fünf Sinne: Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken. Für Werbetreibende und Marketingspezialisten, die zunehmend auf den Dialog mit dem Kunden setzen, statt ihn einfach nur einseitig zu berieseln, ist klar: Die ersten beiden Sinne lassen sich online sehr gut ansprechen. Das Tasten ist schon nicht mehr relevant: Man ertastet zwar das Gerät, nicht aber eine bestimmte Botschaft, die sich in unserer Wahrnehmung als besonders niederlassen möchte. Riechen und Schmecken funktionieren online (zumindest heute noch) nur über den Einsatz von blühender Phantasie.
Es kommt denjenigen, die eine Botschaft aussenden und gerne eine Reaktion darauf sehen würden, zugute (obwohl sie es manchmal scheinbar vergessen), dass der Dialog mit Kunden immer auch ein Dialog mit menschlichen Wesen ist, egal ob sie gerade die Rolle eines Mitarbeiters in seinem Unternehmen spielen (Business to Business) oder zu Hause sind (Business to Consumer). Die Beweggründe bei Kaufentscheidungen mögen unterschiedlich sein. Das Märchen, dass im Berufsleben ausschließlich kühl und rational entschieden wird, erzählt man sich längst nicht mehr. Was könnte also mehr Potential bieten, als die Möglichkeit, alle fünf Sinne anzusprechen?
Ein Kommunikationsmittel drängt sich auf, fordert Einsatz und Überlebenschancen: Das Mailing. Vielfältig, vielsagend, vielversprechend. Eine einmalige Chance, den Dialog mit Kunden zu pflegen. Vor allem für Service-Anbieter eröffnet das Mailing eine neue Dimension: Es erlaubt, Dienstleistungen greifbar zu machen. Jeder hält ab und zu gerne etwas in der Hand, das beweist, dass wir nicht nur im parallelen Online-Universum leben. Auch die „digital Natives“.
Barrieren gibt es natürlich auch bei diesem Medium: Besitzer und Verwalter können Briefkästen vor ungewünschten Einwürfen schützen (der Gesetzgeber hat zuletzt 2009 für Änderungen der rechtlichen Lage gesorgt) oder Filter einsetzen (sie wandeln zumeist auf zwei Füßen und man kann sie legal austricksen: durch Überzeugungskraft, Überraschung, Übertreibung und andere Üs).
Die Möglichkeiten überwiegen bei weitem. Wenn man sie richtig nutzt: Die Post hat gute Gründe, an das Medium zu glauben. Sie widmet ihm im neuesten Dialog Marketing Monitor (kostenloser Download auf der Website der Post) einige Seiten. Aber auch der gelbe Riese weiß: Die Voraussetzung für den langfristigen Erfolg ist ein qualitativ hochwertiges Mailing, das zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Angebot an die richtige Person versendet wird.
Das heißt: Es gibt viel zu tun. Zielgruppen definieren, ihre Gewohnheiten und Wünsche erforschen, Adressen pflegen (oft als Kleinkram abgestempelt, ist diese Aufgabe doch der Grundstein des Erfolges), Robinsonliste durchsehen (um nicht gleich die zu belästigen, die gar keinen Dialog möchten), die richtige Idee finden, die Umsetzung planen (ein gewöhnlicher Brief alleine wird es nur selten tun), langfristig denken. Ein ernsthafter Dialog ist schließlich kein Schwätzchen.
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Draußen lässt der Himmel keinen Stein trocken. So viele Tränen. Als hätte man den Aktionären von Apple gerade die Tageszeitung mit dem Nachruf von Steve Jobs zugestellt. Der Postbote quält sich auf seinem Fahrrad den Berg hoch. Was hat er wohl heute dabei?